Der Ursprung der Rasse
Der PON ist ein derber Bauernhund: Mittelgroß, mit kräftigem Knochenbau und einer breiten Brust ausgestattet, hat er im polnischen Küstengebiet und den angrenzenden Niederungen seit mehreren hundert Jahren Haus und Hof bewacht, Schweine, Gänse, Schafe oder schlicht auch die Bauernkinder mit Verteidigungsbereitschaft und Bewachertrieb gehütet. Es handelt sich bei dem PON um eine urwüchsige, bodenständige Rasse, für die man sich erst mit der Neugründung des polnischen Staates nach dem ersten Weltkrieg etwas mehr zu interessieren begann; man zeigte Rassevertreter auf Zuchtschauen und eröffnete ein erstes Zuchtbuch. Diese Bemühungen machte der zweite Weltkrieg jedoch komplett zunichte. Erst nach den Wirren der Nachkriegszeit begann man wieder ganz von vorne und organisierte erste Schauen, um evtl. noch vorhandene „Bestände“ zu sichten. An Stricken und Ketten, oftmals ungepflegt und aus entlegenen Dörfern wurden auf diesen Veranstaltungen Tiere vorgeführt. Man hatte seinerzeit viel Glück bei der Auswahl der Zuchttiere, denn was phänotypisch geeignet war, zeigte sich auf im Genotyp als brauchbar und vererbte die gewünschten Merkmale. Im Jahre 1963 schließlich wurde der Standard für die Rasse international bestätigt und der PON als Zuchtrasse anerkannt. Bereits in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden die ersten PONs auch in Deutschland gezüchtet.
Aussehen und Charakter
Neben seinem kompakten und kräftigen Körperbau ermöglicht sein raumgreifender Gang es dem PON, auch längere Strecken zu bewältigen, ohne zu ermüden. Das lange, ziegenhaarähnliche Zotthaar, das ihn unempfindlich gegen Wind und Wetter macht, ist typisch für eine Reihe von Hütehundrassen, die mit dem PON verwandt sind. Und so nett und sympathisch der PON mit diesem langen Haar auch aussieht, darf man doch nie den Fehler begehen und ihn unterschätzen: er ist ein zuverlässiger Wachhund mit natürlicher Schärfe, wie man es von einem guten Hofhund erwartet. Da der PON ausgesprochen gelehrig ist, lernt er blitzschnell – Erwünschtes wie Unerwünschtes! Darum wehe dem, der es versäumt, seinen PON von Welpe an konsequent zu erziehen, damit er seinen Platz in der Familie und der Rudelordnung anerkennt. Unterlässt man dies, so läuft man Gefahr, dass der Hund seinen Willen u. U. mit den Zähnen durchsetzt und nur schwer zu kontrollieren ist. Fremden gegenüber bleibt er ein Leben lang misstrauisch und eher abweisend. Auch dies ist ein Erbe aus der Zeit als Haus- und Hofhund. Seine Familie hingegen liebt er über alles und ist ihr ein treuer und stets loyaler Gefährte. Durch seine Gelehrigkeit und seinen Arbeitseifer kann der PON mit seinem ausgezeichneten Geruchssinn sehr gut als Spürhund oder auch Behinderten-Begleithund ausgebildet werden. Auch für Sportarten wie Obedience, Agility oder Flyball ist ein PON sehr gut geeignet. Was ihm mit seinem schwereren Körperbau an Eleganz und Wendigkeit gegenüber einem Border Collie fehlt, macht er durch Eifer und Einsatz „bis zum Letzten“ wieder wett. Und wenn man sich nicht ganz so sportlich betätigen will, so hat man in dem PON einen nimmermüden Spielgefährten, denn er apportiert aus Leidenschaft alles, was man ihm wirft – Bälle, Stöcke, Frisbees, … der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Und gewährt man dem PON z. B. mit den o. g. Aufgaben genügend Abwechslung und Beschäftigung, ist er im Haus ein ruhiger und ausgeglichener Genosse, der sich sehr schnell an die Verhältnisse und Gepflogenheiten in seiner Familie anpasst. Als Hütehund zeigt er bei Spaziergängen wenig bis gar keine Ambitionen zu jagen sondern passt lieber darauf auf, dass seine Familienmitglieder brav zusammen bleiben und sich nicht zu weit von einander entfernen. Der PON ist eher als eigensinnig zu bezeichnen. Kadavergehorsam sucht man bei ihm vergebens. Er tut, was ihm Spaß macht – wobei er jede Form von Arbeit als Spaß empfindet. Allerdings behält er sich durchaus das Recht vor zu entscheiden, ob die Arbeit stumpfsinnig und unnötig ist oder Sinn und somit Spaß macht. Als Rudelführer ist seine Familie also gefordert, den PON angemessen zu beschäftigen und eine gewisse Sturheit in Kauf zu nehmen.
Da der PON grundsätzlich alles fressbare auch wirklich frisst, ist es ratsam, von Beginn an auf sein Gewicht zu achten. „Weniger“ Futter ist „mehr“ an Lebensqualität für den Hund, denn ein fetter Hund lebt nicht gut und nicht lange. Weniger füttern und sich mehr bewegen, das sollte der Wahlspruch für einen PON-Besitzer sein.
Fellpflege
Das lange Fell bedarf weniger Pflege, als es auf den ersten Blick den Eindruck erweckt, da das lange Deckhaar fest und ziegenhaarähnlich sein soll und daher wenig zum Verfilzen neigt. Wöchentliches Kämmen genügt, um die weiche Unterwolle im Griff zu behalten. An das Kämmen muss selbstverständlich bereits der junge Hund gewöhnt werden, denn beginnt man erst mit dem Kämmen, wenn sich Filzknoten gebildet haben, wird der PON das Entfilzen nur unter massivem Protest erdulden. Am besten lässt man sich schon beim Züchter zeigen, wie man den Welpen sanft und spielerisch an die Prozedur des Kämmens gewöhnt. Auch das Auszupfen der Haare innen aus den Schlappohren lässt man sich zeigen und übt es von klein auf mit dem Welpen. Ein gepflegter PON ist nicht nur eine Augenweide: ein nicht zu übertreffender Vorteil des langen Zotthaares ist, dass der PON im Gegensatz zu kurz- oder mittellanghaarigen Hunden so gut wie keine Haare verliert!
Züchterwahl
Wenn man sich nun für einen Vertreter der Rasse PON entschieden hat, ist es extrem wichtig zu wissen, wie der Welpe seine ersten Wochen beim Züchter verbracht hat. Denn Massenzucht, Zwingerhaltung oder jedwede andere Art von Isolation sollte bei keiner Hundehaltung mehr geduldet werden, ist bei der Aufzucht eines PON jedoch derart negativ prägend, dass man die dadurch erworbenen Defizite fast unmöglich in der weiteren Entwicklung wieder ausgleichen kann. Ein PON will und braucht den engen Kontakt zur Familie und ist am liebsten immer und überall mit dabei. Wenn man nicht später im Extremfall einen übernervösen Angstbeißer haben will, tut man gut daran, bereits bei der Auswahl des Züchters ein skeptisches Augenmerk auf die Haltung der Hunde dort zu haben und nur bei einem Züchter einen Welpen zu nehmen, der seine Hunde innerhalb der Züchterfamilie aufwachsen lässt.
Engagement des DPC für den Erhalt der Rasse
Dies gewährleistet der Deutsche PON Club e.V. (DPC). Jede Zuchtstätte wird vor Erteilung einer Zuchterlaubnis begutachtet und der Züchter erhält wertvolle Tipps. Ein Zuchtwart wird jeden Wurf zweimal während der ca. 8-wöchigen Aufzucht besuchen und jeden Welpen, die Mutterhündin sowie die allgemeinen Umstände begutachten und einen Bericht erstellen.
Jedes Elterntier, das in die Zucht aufgenommen wird, muss nicht nur phänotypisch, also im äußeren Erscheinungsbild, dem Rassestandard entsprechen, sondern muss einen Verhaltenstest absolvieren, um ängstliche oder aggressive Hunde von vornherein aus der Zucht auszuschließen. Zum Glück ist die PRA, eine erbliche Augenerkrankung, in Deutschland beim PON so gut wie unbekannt, trotzdem muss sich sicherheitshalber jeder Hund vor Zuchteinsatz einer Augenuntersuchung unterziehen. Durch konsequente Selektion ist der DPC extrem bemüht, gesunde Hunde zu züchten und Erbfehler auszumerzen. Dank des langjährigen Einsatzes eines Zuchtwertschätzungsprogramms ist es gelungen, die Hüftgelenksdysplasie (HD) nahezu gänzlich auszurotten. Leider hat sich der PON als anfällig für gewisse Herzfehler erwiesen, u. a. dem persistierenden Ductus arteriosus, kurz PDA.
Dies ist ein angeborener Herzfehler, der zwar – sofern er sich nicht von selbst im Laufe des ersten Lebensjahres auswächst - operativ behoben werden kann, unbehandelt für den Hund jedoch ein stark eingeschränktes Leistungsvermögen bis hin zum frühen Tod bedeuten kann. Im DPC muss sich jedes Elterntier vor dem ersten Zuchteinsatz einer Herzuntersuchung bei einem Spezialisten mit entsprechender Ausbildung und technischer Ausrüstung unterziehen und nur absolut unverdächtige Hunde werden in der Zucht eingesetzt. Seit einigen Jahren nehmen einige Züchter sogar die Mühe auf sich und lassen die Welpen vor der Abgabe an die neuen Besitzer von diesen Spezialisten gründlich untersuchen und können ihre Welpen mit einem tierärztlichen Zertifikat abgeben. Denn das heimtückische Problem ist beim PON, untypisch im Vergleich zu anderen Rassen, dass kein noch so guter und erfahrener Tierarzt den PDA allein durch Abhören erfasst. Erst mittels eines Dopplerechokardiogramms wird der PDA beim PON-Welpen sichtbar. Zum Wohle und zur Gesunderhaltung der Rasse tut der DPC sein Möglichstes.
Jedem, der einen Welpen aus dem DPC erhält, steht ein kostenloses Welpenbetreuungsjahr zu, was bedeutet, dass es stets neben dem Züchter einen kompetenten Ansprechpartner zu allen Fragen rund um den PON gibt, gemeinsame Treffen und Spaziergänge werden organisiert. Das Vereinsmagazin PRO PON Kompakt wird versendet und jährlich findet im Sommer ein großer „Tag des PON“ statt. Dem DPC ist sehr an einer guten Gemeinschaft gelegen – vor allem jedoch an gesunden und wesensfesten PONs.
von Sylvia Brieger