Jetzt ist der Welpe da!
Bedenken Sie immer, dass Ihr kleiner Hund von Natur aus offen und ehrlich ist. Jegliche Falschheit ist ihm fremd. Er weiß noch nicht, was gutes und was
schlechtes Benehmen sind. Stellt er etwas an, will er Sie damit nicht bewusst ärgern; er weiß es eben noch nicht besser. Bedenken Sie auch, dass Sie ihn aus seiner Familie herausgerissen haben, fort
von seiner Mutter und von seinen Geschwistern; die neue Umgebung, in der er nun leben wird, ist noch fremd für ihn. Alles riecht unbekannt, alles sieht anders aus, er fühlt sich allein und verlassen.
Am ersten Tag in seinem neuen Zuhause kann es sein, dass der Welpe noch mit eingekniffener Rute unsicher durch die Zimmer tapst, wahrscheinlich wird er auch sein Futter nicht anrühren. Geben Sie ihm
Zuversicht, Liebe und Wärme. In den nächsten Tagen - bei den selbstsicheren Welpen geht es schneller als bei den etwas zurückhaltenderen - wird er zunehmend munterer werden und am Tagesablauf
teilnehmen. Seien Sie seine neue Familie, lassen Sie ihn teilhaben am täglichen Ablauf, Sie sind alles, was der kleine Hund jetzt hat. Lassen Sie ihn in den ersten zwei bis drei Wochen überhaupt
nicht allein, danach gewöhnen Sie ihn langsam daran. Aber halten Sie sich immer vor Augen, dass Ihr Hund Teil der Familie ist und ein Recht darauf hat, möglichst bei allem dabei zu sein. Zuhause
alleingelassen oder gar in den Garten ausgesperrt, ist Ihr Hund immer traurig und wartet nur sehnsüchtig auf Ihre Rückkehr.
Sollten Sie berufstätig sein (und auch das höchstens halbtags, sonst lieber einen Stoffhund nehmen!), ist unbedingt anzuraten, sich mindestens zwei bis drei Wochen Urlaub geben zu lassen, wenn
Sie den Welpen zu sich holen. In dieser Zeit kann er sich an seine neue Umgebung gewöhnen und Sie haben mit ihm das Alleinsein trainiert. Auch wenn eine andere Person Ihren Hund in der Zeit Ihrer
Abwesenheit betreut, ist ein Urlaub in den ersten Wochen unbedingt von Nutzen. Denn schließlich und letztendlich soll es ja Ihr Hund sein, und Sie sollten dann auch das erste Training mit ihm
machen.
Bald schon werden Sie merken, dass Ihr Welpe seine Mutter und die Geschwister überhaupt nicht mehr vermisst. Kein jammervolles Fiepsen, kein schnüffelndes Suchen mehr - die Trennung scheint
vergessen. Nach und nach hängt er auch nicht mehr wie eine Klette an seiner Bezugsperson (meistens die Hausfrau), die er anfangs penetrant von der Küche über das Schlafzimmer in den Wohnraum bis ins
Bad verfolgt. Er wird selbständiger.
Schlafgewohnheiten
Ein Hund fühlt sich in der Nähe seiner Menschen stets am wohlsten. Daher sollte er als Familienmitglied auch seinen nächtlichen Schlafplatz bei Ihnen im Schlafzimmer haben. Sollten Sie dies jedoch generell ablehnen, so lassen Sie den Welpen bitte in den ersten ein bis zwei Wochen nachts trotzdem neben Ihrem Bett schlafen. Der junge Hund entwickelt so seine Bindung an Sie besser und schneller. Außerdem wäre es unzumutbar, sollte der kleine Hund mit all seinem Trennungsschmerz von der ersten Nacht an allein in der Küche schlafen. Mit herzerweichendem Heulen wird er Ihnen die Nachtruhe rauben. Ein Welpe, der den Anschluss an sein Rudel verloren hat, ist in der Natur unweigerlich zum Tode verurteilt. In dieser Todesangst schreit er nun solange, bis Sie zu ihm kommen, um ihn zu "retten".
Merken Sie sich bitte unbedingt, dass der Welpe auch tagsüber noch viel, viel Schlaf braucht. Stören Sie ihn dann nur, wenn es unbedingt nötig ist. Auch Ihre
Kinder müssen den Schlaf des Welpen respektieren. Sie dürfen ihn unter keinen Umständen wecken, weil sie sich gerade in den Kopf gesetzt haben, eben jetzt mit dem Hundchen zu spielen. Wird ein Welpe
ständig beim Schlafen gestört, entwickelt er sich zum neurotischen Nervenbündel, an dem keiner mehr Freude hat.
Auch der erwachsene Hund verbringt einen Großteil des Tages in einer dösenden Position.
Dabei ist er jedoch immer mit einem Ohr dabei und lauscht auch schlafend auf die Vorgänge um ihn herum. Öffnet sich eine Tür, ist er hellwach und steht parat.
Stubenreinheit
Lassen Sie Ihren Welpen in den ersten Tagen möglichst nicht unbeaufsichtigt. Schnell werden Sie die typischen Bewegungen vor dem Lösen erkennen, wie z.B. am
Boden schnüffelnd sich im Kreise drehen, und können handeln. Prinzipiell sagt man, dass der Welpe nach dem Fressen, nach dem Schlafen und nach längerem Spiel ein Bächlein oder Häufchen machen muss.
Viele Welpen legen sich jedoch auch sofort nach dem Fressen hin und schlafen ein, und sind durch nichts zu überreden, vorher noch einmal nach draußen zu gehen. Auch gut. Außerdem muss sich der Hund
natürlich morgens als erstes und abends vor dem Schlafengehen noch einmal lösen können.
Merken Sie nun, dass der Welpe gleich sein Geschäft verrichten wird, heben Sie ihn freundlich auf und tragen ihn nach draußen. Natürlich müssen Sie nach Erledigung des "Geschäftes" den braven
Hund dann ausgiebig loben und ein wenig mit ihm spielen.
Natürlich wird in den ersten Wochen - der eine lernt es eben schneller, der andere braucht etwas länger - das ein oder andere Unglück im Haus passieren. Machen Sie zunächst keine große
Sache daraus: Ignorieren Sie es einfach, wischen Sie das "Unglück" weg und reinigen Sie die Stelle hinterher mit einem Mittel, das auch den Geruch neutralisiert. Sonst regt der Fleck zur
Wiederholungstat an, weil er noch so animierend nach Toilette duftet.
Denken Sie bitte daran, dass Sie mit dem kleinen Welpen noch keine langen Spaziergänge unternehmen sollen. Lieber viermal für 15 Minuten hinaus als eine Stunde am Stück. Laufen Sie einen längeren
Weg, können Sie den Welpen durch Tragen entlasten.
Ihr heranwachsender Hund ab einem Alter von etwa sieben Monaten muss sich darauf verlassen können, dass Sie mindestens dreimal täglich mit ihm etwa eine halbe Stunde (direkt morgens, mittags und am späten Nachmittag) spazieren gehen. Vor dem Schlafengehen reicht eine kleine Runde. Mit etwa einem Jahr können sich die Hunde ihre Notdurft so einrichten, dass sie - an einen Spaziergeh-Rhythmus gewöhnt - dazwischen einhalten können. Und da Hunde sehr reinliche Tiere sind, die ihr eigenes Revier nicht gern beschmutzen, werden sie nur im Notfall den Garten noch als Toilette benutzen.
Spielen
Im Spiel passieren so viele ungemein wichtige Vorgänge, die für das weitere Zusammenleben vomWelpen mit seiner Familie die Weichen stellen, so dass sich jeder ein paar Gedanken darüber machen sollte. Bei Naturbeobachtungen hat man festgestellt, dass die erwachsenen Tiere die Welpen an die unterschiedlichsten Situationen heranführen.
Spielerisch lernen sie ihre Lektionen fürs Leben. Vor allem erkennen sie die Vormachtstellung der anderen Tiere im Rudel allein dadurch an, dass diese sich
immer neue und interessante Spiele mit ihnen ausdenken ihnen so immer neue Dinge beibringen. Sie werden von den Kleinen bewundert, da sie so viel mehr wissen und den Tagesablauf so divers und
interessant für sie gestalten.
Auch der "Rudelführer" in der Familie sollte sich sehr viel Zeit nehmen mit seinem Welpen und sehr viel mit ihm spielen. Nicht immer nur das monotone und einfallslose Spielen mit dem Bällchen
ist gefragt. Nehmen Sie einen alten Lappen zum Zerren, bauen Sie dem Welpen eine einfache Wippe aus einem Holzklotz und einem Brett, das Sie darüber legen. Spielen Sie mit ihm ein leichtes
Versteckspiel oder auch ein "Such dein Fresschen"-Spiel.
Raufen und balgen auch Sie mit Ihrem Welpen, lassen Sie sich öfters etwas Neues einfallen, gestalten Sie die täglichen Spaziergänge abwechslungsreich. Ihr Welpe ist stets neugierig und wissbegierig, er freut sich über jede Abwechslung. Ein so beschäftigter Welpe entwickelt sich zu einem intelligenteren Hund als einer, der tagtäglich dasselbe erlebt und dieselbe Runde dreht, denn sein Geist wird wach und aufmerksam gehalten.
Eines sollten Sie in Ihrem Spiel dabei unbedingt und unter allen Umständen beachten: Sie behalten stets das Zepter in der Hand. Das bedeutet, Sie allein entscheiden, was und wann gespielt wird und wann damit aufgehört wird. Sie
entscheiden, wie stark der Welpe mit Ihnen toben darf. Hat er beispielsweise zu fest zugebissen, wird er zurechtgewiesen und das Spiel abrupt abgebrochen. Im Spiel achtet auch der Vaterrüde
strengstens darauf, dass seine Vormachtstellung von den Welpen anerkannt wird.
Sie als Spielführer weisen Ihren Welpen eigentlich von ihm unbemerkt in die ihm zugedachten Schranken. Er wird Sie als ihm übergeordnet ansehen, bewundernd zu Ihnen aufschauen und Sie
bedenkenlos als den "Rudelchef" ansehen. Sie haben Ihre Eignung dafür schon im Spiel unter Beweis gestellt.
Ihren Möglichkeiten beim Spiel und somit bei der spielerischen Erziehung sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. Nutzen Sie diese wertvolle Zeit gut, denn ist diese Phase vorbei, dann sind auch
ihre Möglichkeiten des Einwirkens auf den Welpen und sein Verhalten unwiederbringlich verloren! Im gemeinsamen Spiel liegt Ihre gemeinsame Zukunft.
Grundgehorsam
Ihr PON ist von Natur aus ein Dickschädel, von dem Sie keinen "Kadavergehorsam", wie er z. B. dem Deutschen Schäferhund nachgesagt wird, erwarten können. Ihr
PON wird immer eher eigensinnig und stur bleiben. So, als würde er bei jedem Kommando abwägen, ob es auch wirklich sinnvoll ist, dieses zu befolgen. Auch das liegt in seiner Herkunft, seiner
Abstammung begründet. Ein Hütehund muss selbständig arbeiten können. Zur Selbständigkeit gehört aber eben auch eine gewisse Entscheidungsfreiheit.
Das sollte Sie jedoch auf keinen Fall davon abhalten, Ihren Hund erziehen zu wollen. Im Gegenteil, umso wichtiger ist es, dass der Hund Ihnen folgt. Seien Sie einfach noch ein wenig sturer als
Ihr Hund und beharren Sie konsequent auf der Ausführung eines einmal gegebenen Kommandos. Denken Sie vor allem auch daran, dass der PON am besten über Lob und Spiel zu motivieren ist. Harte Strafen
oder gar Schläge bringen überhaupt nichts.
Es ist auch wichtig, dass am Anfang nur eine Person, am ehesten die Bezugsperson, mit dem Hund übt. Vor allem die Kinder sollten diese Aufgabe nicht übernehmen. Kinder sollten auch nicht, wenn
ihnen gerade danach ist, "ein bisschen mit dem Hund üben". Es wird immer dasselbe Kommando von derselben Person gegeben, sonst verwirren Sie den Hund.
Später können selbstverständlich auch die Kinder Übungen, die der Hund bereits sicher beherrscht, mit ihm trainieren.
Sie holen Ihren Welpen in der Zeit der so genannten Sozialisierungsphase (8. bis 12. Lebenswoche) zu sich. In dieser Zeit ist der Hund von Natur aus sehr lernbegierig. Er nimmt alles Neue
schnell an und das Gelernte bleibt gut haften. Er ordnet sich willig unter und versucht noch nicht, in der Rangordnung Ihrer Hausgemeinschaft nach oben zu klettern. Auch das sollten Sie sich vor
Augen halten und deshalb mit der Erziehung nicht warten, bis diese wertvolle aber kurze Zeit verstrichen ist.
Erwünschtes Verhalten Ihres Hundes unterstützen Sie durch überschwängliches Lob, durch nachfolgendes Spiel oder durch Leckerli. Unerwünschtes Verhalten wird entweder ignoriert, sofern das
geht. Also bei weniger schlimmen Vergehen. Wölfe handeln derart mit ihren Welpen. Wenn das unerwünschte Verhalten dann allerdings nicht unterbleibt, folgt die Strafe. Aber vergessen Sie bitte nicht,
dass Ihr kleiner Hund Sie gewiss nicht bewusst ärgern will, wenn er etwas Unerwünschtes tut. Rein und gut von Natur aus, sind ihm Boshaftigkeit und Hinterhältigkeit fremd. Es liegt an Ihnen, seine
guten Eigenschaften zu fördern. Strafen Sie also nie in blinder Wut, schlagen oder gar treten Sie Ihren Hund niemals! Seien Sie nicht zu streng. Ihr Hund würde Sie nicht verstehen.
Setzen Sie ganz bewusst Tabus, denn auch in der Natur fordert der Vaterrüde als Rudelchef den Gehorsam seiner Welpen geradezu heraus: Er schleppt beispielsweise einen Knochen herum und lässt
ihn dann scheinbar achtlos liegen. Aber wehe, ein Welpe wagt es, an dem Knochen zu schnuppern. Sofort wird er knurrend zurechtgewiesen. Erst darf der Vaterrüde schnuppern, dann ist der Knochen auch
für den Welpen freigegeben.
"Das Wort zum Sonntag"
Sie sollten eines nicht vergessen: haben Sie einen Hund von einem "guten" Züchter, der die Welpen in der Prägungsphase optimal auf die Umgebung und den
Menschen als Sozialpartner eingestimmt hat, haben Sie schon halb gewonnen. Ein solcher Welpe kommt mit der Umstellung in sein neues Heim gut zurecht und steht allem Ungewohnten, Fremden
aufgeschlossen und neugierig gegenüber. So ist die Erziehung viel einfacher. Auch hat Ihnen der Züchter viele gute Tipps und bestimmt auch strikte Anweisungen mit auf den Weg gegeben. Und Sie können
ihn jederzeit anrufen, wenn Sie ein Problem haben sollten.
Bitte denken Sie immer an das Sprichwort: Der Züchter macht den Welpen, der Halter macht den Hund. Behandeln Sie Ihren jungen Hund korrekt und achten Sie streng darauf, dass die Kinder dies
auch tun. Der Hund wird nicht an den Haaren, nicht an der Rute oder an den Ohren gezogen. Wenn er sich zurückzieht, z. B. in sein Körbchen, und seine Ruhe haben will, so muss man ihn lassen. Fühlt
sich Ihr Hund ständig von den Kindern verfolgt und belästigt, kann es nämlich durchaus sein, dass er sich irgendwann einmal nicht anders zu wehren weiß, als seine einzige Waffe, die Zähne,
einzusetzen, um nach ihnen zu schnappen. Seien Sie Ihrem Hund ein guter Rudelführer und sorgen Sie dafür, dass sich alle Familienmitglieder richtig gegenseitig behandeln. Dabei muss natürlich die
Rangordnung eingehalten werden. So werden Sie keine Probleme mit Ihrem PON bekommen.
Auf einen ganz anderen Aspekt der Hundehaltung soll hier auch noch hingewiesen werden. Heute sehen wir uns einer ganzen Wand von Hundefeindlichkeit gegenüber, die auch Leinenzwang oder
absolutes Hundeverbot in einigen Lokalitäten zur Folge hat. Aber mal ganz ehrlich: sind es die Hundehalter nicht selber schuld? Seien Sie ein gutes Vorbild: Sammeln Sie die Kothäufchen Ihres PON
ordnungsgemäß mittels eines Plastik- oder Papierbeutelchens ein und lassen Sie sie nicht auf öffentlichen Wiesen oder gar Gehwegen und Kinderspielplätzen liegen. Entlang so mancher Spazierwege hängt
im Sommer ein widerwärtiger Gestank nach Hundekot; ein Schritt eines hüpfenden und springenden Kindes abseits vom Weg und schon ist es ein Tritt in einen Hundehaufen - das muss und das darf nicht
sein! Und führen Sie einen wohlerzogenen Hund vor, der nicht fremde Menschen durch Anbellen oder gar Hochspringen in Angst und Schrecken versetzt!
Dieser Text ist eine gekürzte Fassung aus dem "Wegbegleiter", dort können Sie alles ausführlich nachlesen.